Wolle gab es schon vor tausenden von Jahren und wird es auch immer geben. Aber was macht diese Naturfaser so besonders? Und vor allem: Wie kann sie mit synthetischen Alternativen mithalten? Für uns bei ANGELCAB ist Schafwolle ein wahres Gottesgeschenk. Als wir unser Unternehmen gründeten, ging es uns vor allem darum, Kinderwagen zu erschaffen, die ganz ohne bedenkliche Kunststoffe auskommen. Bei der Suche nach geeigneten Materialien, die von Natur aus wünschenswerte Eigenschaften mit sich bringen, stolperten wir natürlich sehr schnell über den faszinierenden Rohstoff Schafwolle. In diesem Artikel nehmen wir ihn einmal genauer unter die Lupe.
Zahlreiche Schafe säumen die grünen Hügel. Man hört nur ihr Blöken und das Rupfen von Gras. Ein Hund bewacht sie aufmerksam. Genau das sind die perfekten Bedingungen für unseren liebsten nachwachsenden Rohstoff. Schafe gehörten zu den ersten Tieren, die vor etwa 10.000 Jahren in Mesopotamien domestiziert wurden. Verschiedene Gesellschaften haben ihnen sietdem unterschiedliche Werte zugeschrieben und deshalb wurden sie mit unterschiedlichen Eigenschaften gezüchtet. Heutzutage finden wir auf der ganzen Welt verschiedenste Schaf- und Wollarten. Schafwolle besticht von Natur aus mit einer ganzen Menge hervorragender Eigenschaften, die mit Kunstfasern nicht erreichbar sind. Um es einmal kurz auf den Punkt zu bringen: Wolle ist antibakteriell, geruchsarm, wasser- und schmutzabweisend und sorgt zudem noch für wohlige Wärme im Winter und angenehme Frische im Sommer. Und selbstverständlich für ein ausgezeichnetes Feuchtigkeitsmanagement.
ANTIBAKTERIELL UND GERUCHSARM
Wolle ist dank der Oberflächenstruktur der Wollfasern antibakteriell und dadurch gleichzeitig auch geruchsarm. Während Synthetikfasern glatt sind, weisen Wollfasern eine schuppige Struktur auf. Sie erinnern bildlich gesprochen an Dachziegeln. Aus diesem Grund fällt es Bakterien — und damit auch unangenehmen Gerüchen — schwer, sich auf der Faser festzusetzen. Außerdem transportiert Wolle Feuchtigkeit schnell ab, sodass sich weniger Schweiß auf der Haut ansammelt und es erst gar nicht zur Geruchsbildung kommt. Auch das Eiweißmolekül Keratin, das in Wolle enthalten ist, trägt seinen Teil zu der geruchshemmenden Wirkung bei, indem es Bakterien abbaut. Des Weiteren macht sich die Faser einen mechanischen Selbstreinigungsprozess zunutze: Der Faserkern besteht aus zwei verschiedenen Zelltypen, die unterschiedliche Mengen an Feuchtigkeit aufnehmen und daher ungleichmäßig stark anschwellen. Dadurch entsteht eine konstante Reibung und die Faser reinigt sich immer wieder aufs Neue von selbst.
Mit unserer Schafwolle versuchen wir regionale Wertschöpfung weiter umzusetzen. 80km von unserer Produktion entfernt kümmern wir uns zusammen mit unserer Partner-Schäferei “Belzner” darum, dass Schafwolle vom reinen „Abfallprodukt“ wieder zu einem echten Rohstoff wird.
Weiterverarbeitet mit innovativen Herstellungsverfahren direkt in Dinkelsbühl wird aus unserer reinen Wolle eine echte Hightech Faser aus Franken.
AUSGEZEICHNETE TEMPERATURREGULIERUNG IM SOMMER UND WINTER
Was wir an Wolle jedoch am meisten schätzen, sind ihre hervorragenden feuchtigkeits- und temperaturregulierenden Eigenschaften. Im Winter hält sie Ihren Nachwuchs wohlig warm, im Sommer sorgt sie für angenehme Frische. Wolle wärmt unter anderem aufgrund ihrer isolierenden Wirkung. Wussten Sie, dass Luft bis zu 85% des Gesamtvolumens der gekräuselten Fasern ausmachen kann? Durch die Kräuselung entstehen Luftpolster, die die Körperwärme speichern, statt sie weiterzuleiten. Luft ist somit ein schlechter Wärmeleiter, aber ein hervorragender Isolator. Auf diesem Prinzip beruht übrigens auch der bekannte Zwiebellook!
Schafwolle wärmt also nicht von sich aus, sondern weil sie keine Körperwärme entweichen lässt. Doch die Luft dient nicht nur als Isolationsschicht vor Kälte im Winter, sondern auch vor Hitze im Sommer. Dieses Isolationsprinzip machen sich übrigens auch doppelwandige Fenster zu Nutze: Die zwischen den Scheiben eingeschlossene Luft wirkt sowohl im Sommer als auch im Winter isolierend.
Die thermoregulierenden Eigenschaften der Naturfaser werden auch bei Kontakt mit Regen beibehalten. In anderen Worten: Selbst wenn sie feucht wird, fühlt Wolle sich — im Gegensatz zu Daunen — noch angenehm warm an. Die Wollfaser ist so aufgebaut, dass Feuchtigkeit in den Faserkern wandert, während die Oberfläche trocken bleibt. Die Natur hat Wolle außerdem noch mit einem besonderen Wärmemechanismus ausgestattet. Durch einen exothermen Prozess erwärmt sich die Faser aktiv, wenn sie Feuchtigkeit absorbiert. Wenn die polaren Wollfasern mit Wassermolekülen aufeinandertreffen, setzen sie Absorptionswärme frei. Dadurch kann sich die Temperatur um bis zu 10 Grad erhöhen. Dies passiert so lange, bis der Stoff mit Wassermolekülen gesättigt ist. Doch auch ein durchnässter Wollstoff kann noch Wärme spenden, da bei Bewegung mechanische Reibungswärme entsteht. Tipp: Bei starkem oder langem Regen sollten Sie trotzdem auf Ihre mitgelieferte Regenhaube zurückgreifen.
BESTE FEUCHTIGKEITS- REGULIERUNG
Aber noch mal zurück zu der Sache mit der Feuchtigkeit. Wir haben bereits angedeutet, dass die Wollfaser Feuchtigkeit ins Innere leitet und somit über eine einzigartige Feuchtigkeitsregulierung verfügt. Die Zahlen dazu sind wirklich bemerkenswert: Das Faserinnere von Wolle kann bis zu 35% des Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen. Im Vergleich dazu können Kunstfasern lediglich unter 10% ihres Trockengewichts aufnehmen.
Diese Eigenschaft verdankt die Wollfaser ihrer hygroskopischen Struktur: Die Oberfläche bleibt trocken, da sie wasserabstoßend ist. Das Faserinnere hingegen kann besonders viel Wasserdampf besonders schnell binden. Dieses Phänomen ist nicht nur bei Regen äußerst praktisch; das Fasernetzwerk leitet auch Schweiß durch kleinste Kanäle schnell ins Innere. So kann die Wollfaser schwankende Feuchtigkeitsniveaus in ihrer Umgebung dank ihres Aufbaus besonders gut ausgleichen.
Wo wir nun schon mal von Schweiß reden, gibt es noch eine weitere erwähnenswerte Funktion. Wir haben bereits erfahren, dass Isolation nicht der einzige Wärmemechanismus ist, über den Wolle verfügt. Genauso verhält es sich auch mit der Kühlung im Sommer. Wenn die Umgebungsluft warm ist, verdunstet der aufgenommene Schweiß an der Außenseite des Stoffes schneller. Für diesen Verdunstungsprozess wird jedoch Energie benötigt. Diese entziehen die Moleküle der Schaffaser in Form von Wärme. Die Wollfasern kühlen ab und es entsteht Verdunstungskälte. Dank ihres hygroskopischen Aufbaus hält Wolle übrigens auch Hausstaubmilben fern. Die benötigen nämlich ein feuchtes Klima, um sich wohlzufühlen. Damit beugt sie auch Asthma-Attacken vor, die durch die Allergene der Hausstaubmilbe ausgelöst werden können.
SCHMUTZ— UND WASSERABWEISEND
Nicht nur ihre antibakteriellen und thermoregulierenden Eigenschaften machen Wolle zu einem idealen Stoff für Kinderwagen: Wolle weist auch Schmutz und Wasser besser ab als andere Fasern. So kann man problemlos etwas verschütten und schnell aufwischen, bevor bleibende Flecken im Stoff entstehen. Möglich wird dieses schmutz- und wasserabweisende Verhalten durch das Wollfett Lanolin, das sich auf der Oberfläche der Faser befindet. Durch dieses Schutzschild bleiben Wasser- und Schmutzpartikel auf der Oberfläche hängen und können nicht in das Faserinnere eindringen. Durch die starke Kräuselung der Fasern entsteht zudem eine Art Lotuseffekt: Die Wassertropfen haben nur eine sehr geringe Angriffsfläche und perlen durch ihre Oberflächenspannung einfach ab.
Wolle ist zudem antistatisch, sodass Dreck, Staub oder Fusseln nicht von ihr angezogen werden. Außerdem ist Schafschurwolle ein sehr langlebiges und robustes Material, das selbst intensiver Benutzung standhalten kann. Die Fasern können bis zu 20.000 Mal gebogen werden, ohne dass sie brechen und sind somit bestens für Kinderwagen geeignet. Die Naturfaser neigt auch nicht zum Knittern. Wollfasern ziehen sich, selbst wenn sie um 30% gedehnt werden, in ihre natürliche Form zurück. Ihre komplex gewundene Struktur sorgt für die nötige Elastizität, damit die Wolle nicht flach und hart wird. Ein weiterer Pluspunkt: Wolle ist schwer entflammbar. Das bedeutet, dass die Temperatur, bei der sie sich entzündet, sehr hoch ist und Wolle nicht verbrennt, sondern verkohlt. Wenn also zum Beispiel eine Zigarette mit dem Stoff in Berührung kommt, entsteht nur ein einzelner Brandfleck.
Wenn man sich den natürlichen UV-Schutz verschiedener Materialien anschaut, schneidet Wolle auch sehr gut ab. Lediglich Polyester bietet einen höheren integrierten Lichtschutzfaktor. Danach kommen bereits Wolle, Polyamid und Seide, während Baumwolle, Viskose und Leinen das Schlusslicht bilden. Wenn man also nur die Naturstoffe betrachtet, verfügt Wolle über den höchsten Lichtschutz.
Außerdem ist Wolle nachhaltig, da sie selbstverständlich ein nachwachsender Rohstoff ist, und passt somit ausgezeichnet zur ANGELCAB-Philosophie. Im Vergleich zu Kunstfasern ist die Gewinnung von Schaffasern umweltfreundlicher und ressourcenschonender. Kunstfasern werden nämlich auf der Basis von Erdöl hergestellt. Dazu wird nicht nur viel Energie benötigt, sondern auch viele Chemikalien. Im Gegensatz zu Kunstfasern ist Schurwolle außerdem biologisch abbaubar, wenn sie ihren Dienst geleistet hat. Synthetische Kleidung benötigt hingegen mindestens 30 Jahre, bis sie zersetzt ist.
Wolle als Material ist unglaublich faszinierend und verfügt über eine spannende Geschichte, die sich über 10.000 Jahre erstreckt. Auch in Zukunft wird die Naturfaser eine große Rolle spielen und ist bereits jetzt ein unverzichtbares Material für uns bei ANGELCAB. Das liegt nicht nur an den natürlichen Eigenschaften von Wolle als funktionales Material, sondern auch daran, dass sie leichter zu recyceln ist als andere Materialien und in ihren Einsatzmöglichkeiten sehr vielfältig ist.